Sonntag, 26. Februar 2012

Exit

Und seit Jahren läufst du nun schon. Geradeaus, über Hindernisse, Stolpersteine, Fallgruben. Du tastest dich an der Mauer entlang, intuitiv, vorsichtig. Taubstumm folgst du deinen verbliebenden Sinnen. Die Mauern aus Stein sind erschreckend kalt. Es ist kühl hier. Mechanisch, automatisch läuft du weiter. Keine Zeit für Rechts und Links. Was zählt liegt da vorn. Noch ist es zu dunkel, erkennen kannst du nichts. Wie weit ist es noch? Wann bin ich endlich da? Erschreckend eng, die Luft wird knapp. Du setzt zum Sprint an, sammelst dich und deine Kräfte. Der Grat wird schmaler, deine Füße schneller. Da vorn, das könnte der Ausgang sein. Ein leichter Schimmer, ein kurzes Flackern. Licht, Luft, Raum. Euphorie macht sich breit. Gleich ist es soweit. 

 

  

Du sinkst zusammen. Steinmauern, hart und kühl.

Der Ausgang, eine Wand auf die du zugerast bist. Befreiung, Flucht, Neubeginn. Schon immer nur Produkte deiner Gedanken. Die perfekte Illusion. 

 

"»Ach«, sagte die Maus,
»,die Welt wird enger mit jedem Tag.
Zuerst war sie so breit,
daß ich Angst hatte,
ich lief weiter und war glücklich,
daß ich endlich rechts und links
in der Ferne Mauern sah,
aber diese langen Mauern eilen
so schnell aufeinander zu,
daß ich schon im letzten Zimmer bin,
und dort im Winkel steht die Falle,
in die ich laufe.« -
»Du mußt nur die Laufrichtung ändern«,
sagte die Katze

und fraß sie."
Franz Kafka

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