Donnerstag, 22. März 2012


"Der Machtmensch geht an der Macht zugrunde, der Geldmensch am Geld, der Unterwürfige am Dienen, der Lustsucher an der Lust. Und so ging der Steppenwolf an seiner Unabhängigkeit zugrunde. Er erreichte sein Ziel, er wurde immer unabhängiger, niemand hatte ihm zu befehlen, nach niemandem hatte er sich zu richten, frei und allein bestimmte er über sein Tun und Lassen."
Hermann Hesse

Mittwoch, 21. März 2012


Literaturtipp


Ich kann diesen Klassiker im Schlaf ohne Probleme herunterzitieren. 
Wer meinen Blog aufmerksam verfolgt und sich mit diversen Inhalten identifizieren kann, dem empfehle ich das Buch meines Lebens:

Der Steppenwolf 
 von Hermann Hesse

"...In der Schrift geht um einen Mann namens Harry, dessen Bedürfnis nach Einsamkeit und Unabhängigkeit stark ausgeprägt ist. "Ein Bureau, eine Kanzlei, eine Amtsstube, das war ihm verhasst wie der Tod, und das Entsetzlichste, was er im Traum erleben konnte, war die Gefangenschaft in einer Kaserne." Er lehnt es ab, sich wie die braven Bürger der Kontrolle des ohnehin bei den meisten nur rudimentär ausgeprägten "Ich" (Sigmund Freud) zu unterwerfen und sich dadurch Gewissensruhe, Behagen statt Lust, und Bequemlichkeit statt Freiheit zu sichern.

Er leidet an dem Zwiespalt seiner Doppelnatur, am Gegensatz zwischen der Welt des Geistes, der Kultur und dem Ideal des Heiligen auf der einen und dem ungezügelten Triebleben auf der anderen Seite. Um diese Polarität zu veranschaulichen, stellt er sich vor, ein Mensch und zugleich ein Wolf zu sein, ein Steppenwolf. Doch er weiß, dass das Bild vereinfacht ist: "Harry besteht nicht aus zwei Wesen, sondern aus hundert, aus tausenden."

Harry gehört zu den Selbstmördern. Das bedeutet nicht, dass er sich umbringt. "Aber dem Selbstmörder ist es eigentümlich, dass er sein Ich, einerlei, ob mit Recht oder Unrecht, als einen besonders gefährlichen, zweifelhaften und gefährdeten Keim der Natur empfindet, dass er sich stets außerordentlich exponiert und gefährdet vorkommt, so, als stünde er auf allerschmalster Felsenspitze, wo ein kleiner Stoß von außen genügt, um ihn ins Leere fallen zu lassen." Der Gedanke, dass ihm der Suizid als Notausgang offen steht, gibt ihm die Kraft, auszuprobieren, wieviel Schmerzen ein Mensch auszuhalten vermag. Im Alter von 47 Jahren beschloss er, sich vom 50. Geburtstag an den Selbstmord zu erlauben...."

Samstag, 17. März 2012

i felt it. i was perfect.

Halt inne. Für einen kurzen Moment. Schau dich an, im Spiegel an der Wand.
Ziehst du den Bauch ein? Deine Schokoladenseite, Rechts oder Links? Der Kussmund, die Haare. Spannst die Muskeln an, halt den Atem an. Das perfekte Lächeln, Teufelsfratze. 
Schließt die Augen und drehst dich weg. Dir gefällt nicht was du siehst. Du fliehst.
Zehntausend Splitter. Explosiv, Erruptiv, die Druckwelle reißt dich nieder. Dein Spiegelbild, ein Mosaik, aus vielen Idealen. Fünftausend verschiedene Gesichter blicken dich an. Fünftausend Stimmen, Geister der Gegenwart, Fossilien, Zukunftsweisend. Dein Blick, starr und verkrampft.

Halt inne. Für einen kurzen Moment. Schau dich an, im Scherbenmeer.
 Zähl die Male, die Male, die du versucht hast gut zu sein. Besser zu sein. Die Male die du dir gewünscht hast, jemand Anderes zu sein. Die Male, die du dich verglichen hast. Mit dem Rest der Welt, oder deinen Mitschülern. Wie oft hast du, in den letzten 24 Stunden, versucht, perfekt zu sein? Fantasiert, Halluziniert, Kollabiert.
Das hier ist Krieg, Feldzug gegen dich selbst. Deine Armee, ein Heer aus gescheiterten Träumen, falschen Vorbildern und inneren Stimmen. Die Arena, deine eigenen vier Wände. Das Publikum ergötzt sich an deiner taktischen Kriegsführung. Zu dünn, zu dick, links, rechts, oben, unten.
Die Beobachter bleiben an der Oberfläche. Großflächige Verbände verbergen eventuelle Wunden. Du kehrst wieder, aus den Schlachten deines Lebens, als einbeiniger Invalide. Dennoch bemerkt es niemand.


In unserem Streben nach Perfektion bleiben wir Egoisten. Unverstanden, unentdeckt und unaufhörlich. Unter uns, ihr wisst wovon ich spreche. 





Montag, 12. März 2012

hopeless but hoping

Steh wieder auf, immer wieder weiter gehen. Aufgeben gehört sich nicht, sie treiben dich. Eine Schafsherde, angetrieben von einem bellenden Köter, der Schäfer, der Wachmann. Füge dich, lauf weiter. Blind der Herde hinterher. Vergiss Schmerz und Pein, schluck sie runter, die Wut und die Enttäuschung. Da vorne wartet etwas Großes. Großartiges. Grotesk, das blinde Leben um des Lebens willen.
Alle jagen sie voran, in der Hoffnung auf Besseres, Schöneres.
Wer liegen bleibt wird mit Verachtung gestraft, Schwächling, Versager, Schande.
Dies ist kein Ort für Zweifel, keine Zeit um Rast zu machen.
Das Tempo unserer Zeit fordert Opfer, die Gesellschaft hinterlässt sie nur zu gern. Statistisch gesehn, bleiben immer ein paar auf der Strecke, der moderne Gott, ein erfolgreicher Anzugträger. Workaholics, Hartz IV, Wertpapiere, wertlos sein, Geld und Macht, Kleiderkammer. Möglichkeiten? Auswege? 
Steh wieder auf, keine Zeit zum Nachdenken. Wachse, nach jedem Fall. Was dich nicht umbringt, macht dich härter. 
Keine Hand, die dir aufhilft, zieh dich selbst hoch.
Oder bleib einfach liegen.

 



Sonntag, 11. März 2012

the one that is so true

Du bist da. Hälst meine Hand , streichelst meine zittrigen Finger. Nervös und beschämt schaue ich dich an. Böse bist du nicht, nur Angst hattest du. Es wird alles wieder gut, sagst du. Es wäre so verdammt schade.
Die Scheinwerfer gingen aus, das Licht verschwand. Alle gingen, doch du bliebst da.
Die Show war zu Ende, das Publikum löste sich auf, doch du bliebst da.
Keine Aftershow, nur die Garderobe. So seltsam still, ohne Maske, hüllenlos. Doch du bliebst da.
Pur, ungeschminkt, ungehemmt. Keine Regeln, keine Normen, wir gegen den Rest der Welt.
Scheiß auf die Gesellschaft, scheiß auf das System.
Mit Worten zu beschreiben wer wir sind, ist unmöglich.
Du bist da, einzigartig unersetzlich. Ich danke dem traurigen Lauf der Dinge.
Hälst mich nicht auf, versuchst nicht mich einzuschränken. Gibst mir Luft zum Atmen, und rettest mich vor dem Ertrinken. So viele Male hast du den Fall abgefedert. Soviele Male die Mauer vor die ich rannte, zerschlagen. 
Das Feuer gelöscht, die Wolken vertrieben.
Fluchtpunktperspektive, die Horizontlinie verschoben. 
3 Uhr in der Nacht, das Klingelzeichen. Eine echte Stimme, keine Mailbox. Sanfte Stimme, wiederhol dich, überhol mich.
Verzweifelt und bodenlos. 
Eine starke Schulter, kräftige Arme.
Alles ist gut.
Nein ist es nicht.
Doch du bist da.



 

That awkward eye contact...

with someone who used to mean the world to you...

Monate, ja sogar Jahre habt ihr miteinander verbracht. Tag für Tag, Seite an Seite gekämpft, gegen die Dämonen dieser Welt.
Seid gelaufen, geflüchtet, gefallen und wieder aufgestanden. Habt euch angeschrien, gehasst, verflucht und versöhnt. Euch geliebt, heiß und innig, bis es weh tat, euch die Ewigkeit versprochen. Ihr wart ein Team, unbesiegbar und unzertrennlich. Der letzte Halt in deinem Chaosuniversum. Das Einzige woran du noch glaubtest.
Sei es Schicksal oder unglücklicher Zufall. Das Resultat eine Reihe irreversibler Fehler.
"Wir" gibt es nicht, schon lang nicht mehr. Die Zwillinge operativ getrennt. Mit Skalpell und künstlicher Beatmung. Herzstillstand, Reanimation.
Alles was blieb ist die Narbe.10 Zentimeter quer über dem Brustkorb.
Es sind Monate vergangen. Der Heilungsprozess schreitet voran. Jeden Tag wird es ein wenig besser. Nein, die Zeit heilt keine Wunden. Verdrängung tut es. 
Ihr seht euch wieder, nach mehr als einem halben Jahr. Schaut euch an, um kurz darauf beschämt wegzugucken. Ignorant lauft ihr aneinander vorbei, wie Fremde in der Großstadt. Würdigt euch keines Blickes, kein Kontakt zuviel. 
Mut antrinken, wie geht es dir? Was läuft so? 
Du kennst mich.
Funkstille, es ist besser so.



Mittwoch, 7. März 2012

trust & truth

Gib mir deine Hand. Es wird alles wieder gut. Irgendwann wird alles wieder gut. Denn diese Welt ist schön. Sie strahlt in ihren vielen bunten Farben. Die Menschen sind gut, alle wollen sie nur dein Bestes.
Vertrau mir.

Vertrauen, in einer Welt, die sich nichtmal selbst vertraut. Mutter Natur, Vater Staat, dein Bruder der Zweifel. Skepsis und Misstrauen, deine täglichen Begleiter. Die Naivität und Unschuld von Einst, nur noch wage Schatten einer besseren Zeit. Mehr Bewusstsein bedeutet mehr Wahrheit. Und die Wahrheit tut weh. 
Freud sprach von Urvertrauen. Ein Säugling, muss es in den ersten Lebensmonaten ausbilden. Wohlbehütet von seinen Eltern, um- und versorgt, entwickelt er eine gewisse Grundhaltung gegenüber der Welt, in die er hineingeboren wurde. Und wenn nicht?
Dann beginnt das zweifeln spätestens in der Pubertät. 
Liebe, Treue, Glaube.
Nur leere Worte, Gegenstände aus verganger Zeit. Tausend Definitionen, Versprechen brechen. 
Vertrauen? Menschen, die nichtmal sich selbst vertrauen? Einem System, dass sich nach mehr Geld verzehrt? Einer Welt, dessen Fundament, die Natur, konsequent zerstört wird? Wie Vertrauen wenn nichtmal die Basis auf festem Untergrund steht?
Wenn die Pfeiler auf die du dich stützt, nichts als Grashalme im Wind sind?
Globales Misstrauen. Zuviele Missstände. Der Kampf, der lange Zeit vor deiner Geburt begann, wird auf deinen Schultern ausgetragen. Du kämpfst für eine Zukunft die Kämpfe der Vergangenheit in der Gegenwart. Sieh mir in die Augen und vertrau dir.
Niemals.


"don´t tell me if i´m dying, cause i don´t wanna know
if i can´t see the sun maybe i should go."